Sonntag, 31. August 2014

Die drei Phasen beim Schreiben



Erste Phase: Vorbereitung, also Ideensammlung, Recherche und Konzeption. Diese Phase dauert unterschiedlich lange, von wenigen Wochen bis zu einem halben Jahr und länger, je nachdem, wie aufwändig die Recherche ist. Ich gehöre zu denen, für die eine gute Vorbereitung das A und O ist. Ich stelle ein ausführliches Szenarium her (Wer macht was wann wo?) und arbeite die Biografien meiner Figuren aus.

Manchmal ist die Konzeption der frustrierendste Teil der Arbeit. Die bescheidene Quantität des Outputs macht mich oft kribbelig, weil es immer wieder dieselben zwei, drei Seiten sind, die ich noch mal und noch mal und noch mal durchgehe und verändere und wieder verändere, während ich versuche, alle Ungereimtheiten zu beseitigen, Begründungen zu finden und lose Enden zu verknüpfen. Auf der anderen Seite bin ich nur hier vollkommen frei. Alles ist noch möglich, nichts steht fest, Figuren, Plot, Stimmung – alles ist im Fluss. Und der Druck, den mir die Vorarbeit macht, hat auch sein Gutes: Irgendwann bin ich so randvoll damit, dass ich platze und in einem wahren Rausch loszuschreiben beginne. Das ist zugleich der Wechsel vom Kopf zum Herzen.

Sonntag, 24. August 2014

Lesen und lesen lassen



Soweit es Lesungen betrifft, bin ich ein pflegeleichter Autor. Ich darf das sagen, denn es ist die Wahrheit. Ich bin gut organisiert, stelle vorbereitetes Werbematerial zur Verfügung, buche Zugtickets frühzeitig, damit dem Veranstalter möglichst geringe Kosten entstehen, nehme immer einen Zug früher, um etwaige Verspätungen der Bahn auszugleichen, erscheine eine halbe Stunde vor Beginn am Veranstaltungsort, damit der Veranstalter beruhigt ist, erwarte weder rote Teppiche noch Sekt und Kaviar, sondern bloß ein Glas Wasser und eine Lampe, bin exzellent vorbereitet, gebe während der Lesung mein Bestes, egal wie viele Zuschauer kommen, und bin von Anfang bis Ende zuverlässig.

In der Regel bedeutet das, dass mein Verhältnis zu Veranstaltern ein gutes, ja, herzliches ist. Es gibt allerdings Ausnahmen. Der Umgang, den einige Wenige in dieser Branche anscheinend für angemessen halten, ist mehr als befremdlich. Drei Beispiele aus meinem Alltag mögen dies illustrieren.

Sonntag, 17. August 2014

Das Verschwinden der Kurzgeschichte



In meiner Jugend, also in den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, waren Kurzgeschichten „in“. In der Science Fiction, die ich damals viel gelesen habe, sowieso, aber auch im Mainstream, dort gern ein bisschen surrealistisch. Manche Kurzgeschichtenbände wurden sogar Bestseller, z.B. Roald Dahls „Küsschen, Küsschen“. Und Romane hatten vielleicht zweihundert Seiten. Vierhundert Seiten galten bereits als extrem umfangreich.

Sonntag, 10. August 2014

Das Eigenleben von Romanfiguren



Manches am Schriftstellerdasein ist Magie, egal wie befremdlich so eine Aussage für skeptische Ohren klingen mag. Zum Beispiel, wenn eine Figur sich selbstständig macht. Du schmunzelst? Ich hoffe, nicht aus Unglauben. Denn, so mystisch es sich anhört, es trifft den Kern genau, weil da etwas am Werk ist, das nicht bewusst gestaltet wurde.

Sonntag, 3. August 2014

Theodore Sturgeon



Auf Lesungen werde ich manchmal gefragt, ob ich Vorbilder habe. Die Antwort ist ein klares Nein. Allerdings gibt es Autoren, die mich zu unterschiedlichen Zeiten meines Leben inspiriert und beeinflusst haben. Dazu gehören aus meiner Kindheit Tove Jansson mit ihren Mumin-Büchern (deren Einfluss sich, meiner Meinung nach, sowohl bei den Texten als auch bei den Bildern meines „Schnatzelschnapf!“ nachweisen lässt) und A. A. Milnes Pu, der Bär und aus meiner Jugendzeit Günter Eichs Hörspiele, Friedrich Dürrenmatts Theaterstücke und Science-Fiction-Autoren wie Fredric Brown und Orson Scott Card. Zwei Einflüsse sind allerdings besonders prägend gewesen: zum einen Volksmärchen, zum anderen der Amerikaner Theodore Sturgeon.