Sonntag, 28. September 2014

Das schottisch Referendum



Schottland ist meine zweite Heimat; ich habe dort zwei Jahre lang gelebt und bereise dieses wunderschöne Land seit etwa fünfundzwanzig Jahren immer wieder. Deshalb bin ich in den vergangenen Wochen des Öfteren gefragt worden, wie ich über das Referendum über Schottlands Unabhängigkeit denke. Um es vorweg zu nehmen: Ich finde das Ergebnis in Ordnung, es sorgt sicher für Stabilität, ich muss allerdings auch zugeben, dass es mich interessiert hätte, was die Schotten aus dieser historischen Chance gemacht hätten und wie sie ihren eigenen Weg gegangen wären. Vielleicht hätten sie noch mehr gute Ideen umgesetzt wie die, dass alte Menschen in ganz Schottland kostenlos öffentliche Verkehrsmittel benutzen dürfen, etwas, was es beispielsweise in England nicht gibt.

Anfang des Jahres war ich zuletzt drüben und sprach mit einem Schotten über die geplante Wahl. Er versicherte mir glaubwürdig, dass die Behauptung, Schottland sei ohne England nicht lebensfähig, Unsinn sei. Selbst ohne das Öl hätten sie genug Vorteile, von denen sie profitieren würden. Den Tourismus, zum Beispiel. In seinen Worten: „Was hat England denn zu bieten außer London?“ Selbst wenn man den Nationalstolz von seinen Worten abzieht, bleibt, glaube ich, noch genug Substanz übrig, dass seine Ansicht zutrifft. Allein die Panik, mit der Großbritanniens Premierminister David Cameron den Schotten kurz vor der Wahl noch hektische Zugeständnisse gemacht hat, scheint es zu bestätigen. Außerdem, so mein Gesprächspartner, gebe es Zahlen, die belegen würden, dass die britische Regierung wesentlich mehr an Geldern aus Schottland herausziehe, als sie wieder in das Land investiere.

So oder so haben die Schotten gewonnen, jedenfalls wenn die britische Regierung ihre Zugeständnisse auch umsetzt. Und da wird ihnen nicht viel anderes übrig bleiben, wenn sie nicht ihr Gesicht verlieren und neue Unabhängigkeitsbestrebungen provozieren will. Am meisten freut mich die hohe Wahlbeteiligung, die beweist, dass den Leuten eben nicht alles egal ist.

Leider werde ich meine geplante und bereits gebuchte Herbstreise nach Schottland, auf der ich die Stimmung im Lande nach dem Referendum hätte einfangen können, aus gesundheitlichen Gründen verschieben müssen – schade.

Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf mein Schottlandbuch Land aus Nebel und Licht, ein – wie meine Verlegerin so schön sagt – erzählender Bildband. Es gibt darin über 120 schwarz/weiße Fotos, die das Mystische der Landschaft betonen, Geschichten über Land und Leute oder skurrile Begegnungen, die ich im Laufe der Jahre dort hatte, sowie Geheimtipps, die man in keinem anderen Schottlandbuch findet. Das nachstehende Foto stammt übrigens auch aus dem Buch.

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Gunnar