Schottland ist meine zweite
Heimat; ich habe dort zwei Jahre lang gelebt und bereise dieses wunderschöne
Land seit etwa fünfundzwanzig Jahren immer wieder. Deshalb bin ich in den
vergangenen Wochen des Öfteren gefragt worden, wie ich über das Referendum über
Schottlands Unabhängigkeit denke. Um es vorweg zu nehmen: Ich finde das Ergebnis
in Ordnung, es sorgt sicher für Stabilität, ich muss allerdings auch zugeben,
dass es mich interessiert hätte, was die Schotten aus dieser historischen
Chance gemacht hätten und wie sie ihren eigenen Weg gegangen wären. Vielleicht
hätten sie noch mehr gute Ideen umgesetzt wie die, dass alte Menschen in ganz
Schottland kostenlos öffentliche Verkehrsmittel benutzen dürfen, etwas, was es
beispielsweise in England nicht gibt.
Anfang des Jahres war ich zuletzt
drüben und sprach mit einem Schotten über die geplante Wahl. Er versicherte mir
glaubwürdig, dass die Behauptung, Schottland sei ohne England nicht
lebensfähig, Unsinn sei. Selbst ohne das Öl hätten sie genug Vorteile, von
denen sie profitieren würden. Den Tourismus, zum Beispiel. In seinen Worten:
„Was hat England denn zu bieten außer London?“ Selbst wenn man den
Nationalstolz von seinen Worten abzieht, bleibt, glaube ich, noch genug
Substanz übrig, dass seine Ansicht zutrifft. Allein die Panik, mit der
Großbritanniens Premierminister David Cameron den Schotten kurz vor der Wahl
noch hektische Zugeständnisse gemacht hat, scheint es zu bestätigen. Außerdem,
so mein Gesprächspartner, gebe es Zahlen, die belegen würden, dass die britische
Regierung wesentlich mehr an Geldern aus Schottland herausziehe, als sie wieder
in das Land investiere.
So oder so haben die Schotten
gewonnen, jedenfalls wenn die britische Regierung ihre Zugeständnisse auch
umsetzt. Und da wird ihnen nicht viel anderes übrig bleiben, wenn sie nicht ihr
Gesicht verlieren und neue Unabhängigkeitsbestrebungen provozieren will. Am
meisten freut mich die hohe Wahlbeteiligung, die beweist, dass den Leuten eben
nicht alles egal ist.
Leider werde ich meine geplante
und bereits gebuchte Herbstreise nach Schottland, auf der ich die Stimmung im
Lande nach dem Referendum hätte einfangen können, aus gesundheitlichen Gründen
verschieben müssen – schade.
Hinweisen möchte ich an dieser
Stelle auf mein Schottlandbuch Land aus Nebel und Licht, ein –
wie meine Verlegerin so schön sagt – erzählender Bildband. Es gibt darin über
120 schwarz/weiße Fotos, die das Mystische der Landschaft betonen, Geschichten
über Land und Leute oder skurrile Begegnungen, die ich im Laufe der Jahre dort
hatte, sowie Geheimtipps, die man in keinem anderen Schottlandbuch findet. Das
nachstehende Foto stammt übrigens auch aus dem Buch.
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Gunnar