Ich gebe zu, wenn ein großer
Rummel um Bücher oder Filme veranstaltet wird, macht mich das misstrauisch.
Dabei habe ich überhaupt kein elitäres Kunstverständnis. Aber wenn etwas mit
viel Werbeaufwand in den Markt gedrückt wird, vermute ich immer, dass die
Substanz des betreffenden Werkes entsprechend gering ist, und mache einen Bogen
darum. Und in neunzig Prozent der Fälle liege ich damit sicher nicht falsch.
Natürlich ist die Konsequenz
meines Verhalten, dass ich die zehn Prozent bejubelter Werke, die dennoch echte
Perlen sind, erst mit Verspätung für mich entdecke. Bei Harry Potter ging es
mir so, und aktuell gerade mit George R. R. Martins Fantasyserie „Das Lied von
Eis und Feuer“ (als TV-Serie, die ich allerdings nicht gesehen habe, unter dem
Titel „Game of Thrones“ ausgestrahlt).
Seit Jahren trete ich für eine
erwachsene Fantasy ein und stoße dabei – und zwar keineswegs nur bei
Branchenfremden, sondern bedauerlicherweise auch bei Literaturagenten und
Lektorinnen – auf Unverständnis. Fantasy sei etwas für Kinder und
Zurückgebliebene, scheint die unausgesprochene Einstellung dahinter zu sein.
Aus diesem Grund habe ich es
gerade mit jenen meiner Werke, die mir besonders am Herzen liegen (hierzu zähle
ich auch meinen bei Sutton veröffentlichten Nibelungenroman), schwer, einen Verlag zu
finden. In meiner Schublade schlummern einige Manuskripte, die ich dem Segment
„Erwachsene Fantasy“ zuordnen würde: eine komplette Trilogie, ein einzelner
Roman und eine Novelle. Und in den vergangenen beiden Jahren habe ich – zurzeit
unterbrochen, um mich auf den nächsten Krimi zu konzentrieren – an einer weiteren
Trilogie gearbeitet.
Ich habe mich oft gefragt, warum
die Literaturbranche so konservativ ist, im Gegensatz etwa zum Musikbusiness.
Während dort Crossover seit Jahrzehnten an der Tagesordnung ist, tut sich der
Literaturbetrieb immer noch schwer, wenn man ein Werk nicht eindeutig einer
Schublade zuordnen kann. Das ist übrigens keine Metapher, ich habe einen
solchen Satz wörtlich von einem Literaturagenten zu hören bekommen: „Sie
sollten in Zukunft mehr in Schubladen denken.“ Nicht, dass Musikproduzenten von
Natur aus progressiver wären als Verlagsleiter, aber ihre Branche lebt ganz
wesentlich von der Kaufkraft junger Leute, da bleibt ihnen vermutlich nichts
anderes übrig, als sich jedes Jahr neu zu erfinden. Auf der anderen Seite ist
die Produktion von Büchern, sagen wir: im Gegensatz zur Produktion von Filmen,
spottbillig. Kann man da von den Verlagen nicht ein bisschen mehr Offenheit und
Risikobereitschaft verlangen, statt lediglich Versuche, dem letzten Trend
hinterherzulaufen?
In meiner ersten Trilogie wird
die Geschichte meiner Protagonisten zwischen ihrem elften und dreißigsten
Lebensjahr erzählt. Doch nach dem Glauben der Programmverantwortlichen diverser
Verlage müssen Bücher für Erwachsene ausschließlich erwachsene und Bücher für
Jugendliche ausschließlich jugendliche Protagonisten haben. Dabei sind gerade
im Fantasybereich Entwicklungsromane gang und gäbe. Auch George R. R. Martins
komplexes Werk kennt neben erwachsenen etliche jugendliche Protagonisten.
Ich habe mich nun entschlossen,
sofern ich nicht in absehbarer Zeit einen Verlag für meine erste Trilogie
finde, diese 2015 selbst zu veröffentlichen. Zwar bin ich wahrlich nicht
erpicht darauf, Marketing und Buchhaltung zu machen, viel lieber würde ich mir
neue Geschichten ausdenken. Aber es kann nicht angehen, dass ausgerechnet
diejenigen meiner Romane, die ich für am Wertvollsten halte – weil sie
inhaltlich wie sprachlich besonders in die Tiefe gehen und etwas darüber
erzählen, was den Menschen ausmacht –, in einer Schublade vermodern.
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Gunnar