Geheimtipps reizen mich immer.
Chioggia schien so einer zu sein. Ein Ort, der wie eine kleine Ausgabe von Venedig
ist, so wurde mir versichert, dabei eben längst nicht so überlaufen. Filme, die
in Venedig spielen, würden häufig dort gedreht werden.
Bevor ich mich also ins
Karnevalgetümmel von Venedig stürzte, unternahm ich einen zweitägigen Abstecher
nach Chioggia. Der Ort liegt etwa sechzig Kilometer südlich, und dass die
Busfahrt dorthin nicht gerade durch ausgesuchte Naturschönheiten führt, war mir
von vornherein klar. Aber ich hoffte ja auf die Belohnung am Schluss.
Bei meiner Ankunft war Chioggia
in mystischen Nebel getaucht, das erhöhte natürlich den Reiz des Ortes. Doch
die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Es ist wahr, es gibt in Chioggia viele
verwinkelte Gassen, die einen glauben lassen, man sei in Venedig. Auch Brücken,
Kirchen und verwitterte Fassaden wie dort.
Aber nicht nur, dass die Gondeln
und die Prunkbauten fehlen und man stattdessen mit heruntergekommenen modernen
Booten und auch einigen unschönen Neubauten vorlieb nehmen muss. Was einem den
Aufenthalt dort mehr als alles andere verleidet, sind die Autos. In jeder noch
so kleinen Gasse drängen sie sich dicht an dicht, wirken wie Fremdkörper
zwischen den alten Bauwerken und machen jede Romantik kaputt.
Auf den Hauptwegen herrscht
Verkehr wie in einer mittleren Kleinstadt in Deutschland, man kommt nur unter
Lebensgefahr auf die andere Seite. Begleitet wird das alles von entsprechenden
Geräuschen: Motorräder knattern, Lieferwagen brummen, dazwischen Presslufthämmer
und anderer Maschinenlärm.
Fazit: Man muss Chioggia nicht
gesehen habe. Ein Kuriosum? Ja. Ein Geheimtipp? Nein.
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Gunnar